Weisse Winterpracht - Schneeabenteuer vor der nächsten großen Reise
Winter im Herz aufnehmen und die leisen Tage. (M. Minder)
Nach einem bewegten 2018 – das nicht nur reich an intensiven Erlebnissen und Begegnungen war, sondern auch voll Abschiede liebgewonnener Menschen und Orte… ein Jahr mit viel Arbeit, Feiern, unvergesslichem Abrocken in der ersten Reihe beim Toten Hosen Konzert, Menschen treffen, die richtig was bewegt haben - wie Rüdiger Nehberg,
Reinhold Messner und Michel Odent, unserem Auszug und Umzugsfahrten,… sind wir erfüllt & inspiriert genug, um in unser neues FamilienReiseAbenteuer zu starten.
Aber… erst hält uns die weiße Winterpracht gar starr wochenlang über den Jahreswechsel in Deutschland.
Nach Bewegung der Ausgleich.
Natürlich wollten wir eher los, aber ... wir sind nicht so schnell wie wir denken (immer dasselbe).
Somit üben wir uns gleich im flexibel sein, fürs Ungeplante unterwegs.
Im Januar 2019 sind wir in einer der schneereichsten Gegenden Bayerns. Im Haus.
Im Haus ist's nicht schwer, sich auf den Winter draußen einzulassen.
So viel Schnee haben wir noch nicht erlebt!
Der Schnee hält uns auf Trab und lähmt gleichzeitig unsere Reise-Vorbereitungen.
Das unvorhergesehene Programm beinhaltet: Schnee schippen, Iglu bauen, Ski fahren, Schlitten sausen, Stollen backen sobald der letzte aufgegessen ist, einkaufen nur wenn es nicht schneit und das Auto nicht zu sehr rutscht, den Postboten wagemutig mit unseren Paketen den schmalen, geschippten Schneegang zur Haustür kommen sehen.
Simon bastelt den zugeschneiten Bus um, ja, wir brauchen mehr Platz für längere Jungs.
Irgendwie tanken wir in dem Trubel auch wieder auf und organisieren weiter, was nötig ist. Und da ist einiges zu tun, wenn eine Familie sich unbestimmte Zeit davon macht.
Unser Riesenglück, dass unser Lieblingsrestaurant in der Nähe ist: Utaty! Die superleckeren, traumhaft gewürzten,
nahrhaften Speisen stärken uns. Selbst bei dichtem Schneefall und Stromausfall gibt’s dort Holzofenpizza bei Kerzenlicht, wer will auch im Iglu. Wir werden verwöhnt von gutem Essen! Danke!
Es schneit. Es schneit. Es schneit. Es schneit schon wieder.
Es schneit noch mehr. Es schneit.
Einüben im neuen Alltag bedeutet diese Zeit auch.
Seit der Ohne-Schul-Tüte im September wird anders weiter gelernt, eben ohne Schule. Jahrelang haben wir uns damit auseinander gesetzt, jetzt setzen wir es um, das ist ein spannender Schritt.
Ohne Schule ist in vielen Köpfen nicht vorstellbar, Schule gehört zur Kindheit und Jugend automatisch dazu als Grundlage für das weitere Leben. Es ist Recht zur Schule zu gehen, sozusagen das Richtige daran wird nicht in Frage gestellt (weil der Staat es zum Recht/richtig erklärt?). Mit unserer Art des neuen Umgangs – wir nutzen sozusagen das Recht des Nichtschulbesuchs für unseren Sohn – stoßen wir auf grundsätzliches Interesse. Viele wollen wissen, wie wir das machen. Noah und ich sitzen jeden Tag und lernen. Grund(schul)wissen in schreiben, lesen und rechnen, das bisher zu kurz kam, genauso wie Themen, die ihn interessieren, das sind primär Chemie und Bio oder Geo und Geschichte, auch Geometrie. Dazu gehört nun meine Zeit und Vorbereitung auf das gemeinsame Lernen. Die meiste Tageszeit ist frei, da unser Lernen intensiv ist. Die Art und Weise unseres Lernens verändert sich durch gegenseitiges Feedback. Wie lange er ohne Schule bleibt, wissen wir noch nicht.
Auf jeden Fall nehmen wir das Thema Bildung und natürlich auch soziale Kontakte (was viele damit verbinden) ernst, was man vielleicht nicht denkt, wenn Schule plötzlich nicht mehr dazu gehört. Unterwegs sein wird auch bedeuten im Lernen zu sein und mit Menschen in Kontakt zu sein. Da ist eher die Frage, wie bekommen wir die Erfahrungen unterwegs, die man nur durch längere Zeit an einem Ort machen kann? Z.B. tiefere Beziehungen aufbauen und pflegen, Wachstum in Kursen, Pflanzen wachsen lassen, Tiere begleiten,...?
Sonst ist unser neuer Alltag auch „komisch“: Aus früherem Zeit- und Termindruck wird plötzlich gemeinsam Zeit haben, die wir allerdings gut mit Orga gefüllt haben. Aus vorgegebenem Alltag mit Beschäftigungsprogramm von früh bis spät - für jedes einzelne Familienmitglied anders -, wird spürbar selbst Verantwortung übernehmen, das „Verantwortung abgegeben (und andere machen das schon)“ fällt weg. Mehr zusammen sein ist herausfordernd und bedeutet, sich mehr als sonst wahrnehmen, respektieren, Bedürfnisse erkennen und erfüllen – das braucht zum Finden.
Und trotzdem wollen wir das: Aufbrechen und fort von eingefahrenen Denkweisen. Zusammen die Welt entdecken.
Wir kehren der Heimat den Rücken und fahren gleichzeitig Heimat entgegen.
Heim in der Welt. Das spüren wir unterwegs immer wieder.
Wohlfühlorte und Wohlfühlmenschen, die zu uns wie alte Freunde oder Familie sind, schaffen dieses Gefühl.
Was denken die Jungs darüber? Noah kennt das Reiseleben im Bus und liebt es und will es. Er freut sich. Er weiß, dass er neue Menschen kennen lernt und dass gute, alte Freunde bleiben. Dass die Schule nicht mitkommen kann, ist für ihn kein großer Punkt. Finn kann sich nicht an Reisen erinnern und lässt den Umschwung mehr spüren, er weiß mit seinen 5 Jahren nicht was es bedeutet. Zu Beginn vermisst er manchmal das Gewohnte.
Je nachdem, wie es den Kindern geht und welches Kind gerade durch Art und Bedürfnis fordert, ist es unsere Elternaufgabe darauf einzugehen.
Wir schätzen die Heimat, die wir gerade um uns haben und die bald im Rücken liegen wird. Wir werden sie vermissen. Irgendwas wird immer vermisst, ob man da steckt oder hier.
Jipp jipp Hurra – bald geht es los!
Danke allen Liebsten in Bayern um das Haus herum für den unvergesslichen Winter im Schnee, wie wir ihn nie zuvor erlebt hatten!